Bierzauberers Haberdashery Nr. 8: Soziale Medien

Hach, was könnte man alles über dieses Thema schreiben! Über durchgeknallte Kommentatoren, abseitige Postings zu noch abseitigeren Belangen oder alberne Tierbilder. Was mich allerdings zuletzt mehr und mehr fasziniert, ist die Sprache-Bild-Schere. Wenn man das so nennen kann. Ich bin nun mal überhaupt kein audiovisueller Typ. Wenn ein Posting nur aus einem Video besteht, ignoriere ich es. Ich will was LESEN! Ohne was dabei zu hören. Alles, was man nur in bewegten Bildern sieht und hört, ist flüchtig, und im selben Moment vergessen, in dem das Video endet. Leider wird diese Art, seine Kommentare abzugeben, immer populärer. Anscheinend ist es einfacher, in eine laufende Handykamera irgendwas reinzuquatschen, als einen guten Gedanken in eine ansprechende sprachliche Form zu gießen. Willkommen im Youtube-Zeitalter!
In den gleichen Kontext gehören meines Erachtens Statusmeldungen, am Liebsten Fotos oder Karikaturen, die von anderen übernommen werden, quasi vorgedacht, und dann unkommentiert weiter gegeben werden. Besonders witzig finde ich es, wenn dann dabei der sinnige Kommentar steht: „Kein weiterer Kommentar nötig“, oder ähnlich. Polyglotte Nutzer der Sozialmedien schreiben das gerne auch in Englisch. Ich gebe mal eine Übersetzungshilfe. „Kein Kommentar nötig“ bedeutet eigentlich: „Ich finde dieses Bild so krass/eindringlich/bestürzend/supi (bitte auswählen), dass ich euch das einfach zeigen muss. Denn was Greta/Trump/Strache/Kurz/Merkel (bitte auswählen) hier tun, ist echt krass/eindringlich/bestürzend/supi (bitte auswählen). Und weil das tatsächlich so krass/eindringlich/bestürzend/supi (bitte auswählen) ist, muss ich hier gar keinen Kommentar abgeben, denn ihr erkennt ja selbst, wie krass/eindringlich/bestürzend/supi (bitte auswählen) das Ganze wirklich ist.“
So geht das. Kein weiterer Kommentar.

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